Frühjahrskurs 2015

Die B2-A im Museum für Neue Kunst

Am 5. Mai hat die B2 Klasse einen Ausflug ins Museum für Neue Kunst gemacht. Es gab nämlich eine Sonderausstellung, deren Name lautete „30+30 retro/perspektiv. Dix, Macke, Oppenheim & Co.“. Das Sprachenkolleg hatte hochherzig eine Führung für uns arrangiert. Die Führerin war freundlich und kannte sich offenbar sehr gut nicht nur mit den Werken der Ausstellung, sondern auch mit deren Geschichte und dem Leben der entsprechenden Künstler aus. Hinterher sind wir ins Café Skajo gegangen, das sich auf dem Dach eines Hochhauses befindet. Da hatten wir einen schönen Blick über Freiburg und die umgebenden Berge und haben Käsekuchen gegessen. Wir danken unseren Lehrerinnen Ina Reising und Susan Pflaum für den schönen, lehrreichen Tag.

Samuel Harder

B2 Frühjahrskurs 2015

 

Interpretation einiger Bilder der Ausstellung 30+30 retro/perspektiv. Dix, Macke, Oppenheim & Co. im Museum für Neue Kunst in Freiburg im Breisgau von Batsaikhan Tuul(Mongolei) & Samuel Harder(USA)

 Unserer Meinung nach ist das Thema dieser Ausstellung — und womöglich auch allgemein der modernen Kunst — die Suche nach der vollkommenen Schönheit.

Auf dem Bild „Das Modell“ von Hanna Nagel sehen wir eine Frau, bei der manche Körperteile vom Rand oder durch andere Körperteile versteckt sind. Dieses mit Ölfarben, Pinseln und Spachtel gemalte Bild hat eine gute Balance von Schwarz, Weiß und Grau. Durch diesen Kontrast wird das Auge sofort auf das Gesicht der Frau gezogen. Man möchte sich die ganze Frau ansehen, aber das wird vom Bild barsch verweigert.

Es gibt zwei Bilder, die beide „Freiburg“ heißen. Das eine von Oskar Kokoschka zeigt einen schönen Blick von oben auf die Dächer der Stadt. Es hat eine gute Atmosphäre. Es zeigt deutlich die Mittagszeit. Es ist typisch expressionistisch, indem der Maler harmonisch mit verschiedenen Farben, dicken und dünnen Pinselstrichen spielt. Die nahen Gebäude sind etwas detaillierter dargestellt als die fernen, sodass man sich das Dargestellte am besten von der Ferne aus oder die Augen zusammenkneifend ansehen sollte. Das andere von Karl Hubbuch ist genau das Gegenteil. Es ist vom Stil her eher ein klassisches Bild. Darin sieht man die Straßen von unten; es enthüllt die tiefen, dunklen Geheimnisse der Stadt, die im oberflächlichen Blick nicht zu sehen sind. Es gibt viele Leute, und alles sieht hässlich aus, sogar die Gebäuden und die Waldhügel im Hintergrund. Die bösen auf Säulen sitzenden Figuren lassen einen vielleicht an schadenfrohe Wohlhabende denken. Es soll ganz deutlich Dunkelheit, Elend, Langeweile, Kriminalität, Armut, soziale Probleme darstellen. Was könnte das mit der Schönheit zu tun haben?

Diese zwei Bilder machen den Unterschied zwischen Schönheit und Hässlichkeit ganz deutlich. Um richtig zu verstehen, was das Ziel eigentlich ist, ist es hilfreich, zu verstehen, was es nicht ist.

Aber das deutlichste Beispiel findet man, wenn man das erste und das letzte Kunstwerk vergleicht. Am Anfang sehen wir ein klares Bild von einem gemütlichen Wohnzimmer mit Pflanzen und einem Grammophon, „Das Grammophon“ von Rudolf Dischinger. An den Gegenständen ist die visuelle Textur sehr intensiv. Es ist ein gutes Beispiel des Foto-Realismus. Dabei denkt man an Ruhe und Entspannung, aber gleichzeitig weckt es in einem Neugier. Wenn man leise zuhört, merkt man, dass tatsächlich eine zarte Musik aus dem Bild kommt. So werden praktisch drei Sinne gleichzeitig gereizt: das Sehen, das Tasten und das Hören. Die Idee des Malers ist, dass man gerne ins Bild hinein möchte — aber nicht kann — um der Musik besser zuzuhören. In dieser Vorstellung ist die Schönheit also schließlich unerreichbar.

Wenn man weiter durch die Ausstellung geht, merkt man, dass manche Bilder nicht einfach normal an der Wand hängen, sondern es vor ihnen Tische und Stühle gibt, damit man sich dahin setzen und intensiv mit ihnen befassen kann. So wird man immer an die Idee vom Anfang erinnert, tiefer ins Bild zu kommen, was natürlich immer schließlich unmöglich ist.

Ganz im Gegensatz dazu finden wir am Ende der Ausstellung ein dreidimensionales Kunstwerk, „Drei Lichtquellen“ von Günter Fruhtrunk, auch mit Musik, in das man hineintreten muss. Hier hat man also wieder die drei Sinne, Sehen, Tasten und Hören, aber diesmal kann man auch das Ziel endlich erreichen, in das Kunstwerk zu gehen. Allerdings ist man dann vielleicht etwas verwirrt, denn von innen kann man nicht alles um sich gleichzeitig sehen, und das Kunstwerk ändert sich ständig in einer unendlich vielfältigen Harmonie, sodass man gar nicht alles erfahren kann. Es ist nämlich ein kompliziertes mechanisches System installiert, das für die bewegenden bunten Lichter und Figuren verantwortlich ist. Diese drehende Bewegung könnte einen an einen leichten Wind erinnern. Außerdem ist es total abstrakt; man weiß eigentlich nicht mehr, was man sieht. Man hat das originale Ziel zwar erreicht, aber dafür alles andere verloren. Der Künstler hat dieses Werk auch als normales, zweidimensionales Bild mit Ölfarben, Pinseln und Spachtel dargestellt. Dabei gibt es drei Töne: Dunkel, Hell und Grau.

Vermutlich soll uns das zeigen, dass es in der Kunst unendlich viele Möglichkeiten gibt, mit denen man sich ewig lang befassen kann, und dass man das Konzept nie richtig vollkommen ausdrücken kann, wenn man sich schon mal ein Bestimmtes ausgewählt hat. Der Mensch ist vielleicht zwar der Bildner der Kunst, aber die Kunst ist viel größer als der Mensch.

 

Das Grammophon

Eine Interpretation von Khatuna Aslanishvili

Das Grammophon ist das erste Bild, das ich bei meinem ersten Besuch im Museum für Neue Kunst gesehen habe.

Das große Grammophon mit einer sich drehenden Platte auf dem Tisch, der kleine runde Tisch mit grünen Pflanzen, die gemusterte Wandtapete und natürlich die laut erklingende Musik aus dem 20. Jahrhundert machen sich attraktiv und sind der Grund dafür, sich zu der räumlichen Atmosphäre hingezogen zu fühlen und in diesem Zimmer anwesend sein zu wollen.

Ich hatte widersprüchliche Gefühle. Das nicht so helle Zimmer, von dem man nur einen schmalen Ausschnitt sieht, die lebenden grünen Pflanzen ohne Blumen- die einzigen Zeugen des  Grammophons und die einzigen Zuhörer der Musik, und dazu die Musik aus vergangener Zeit machen mich schrecklich melancholisch. Ich stelle mir vor, dass die Musik ein  Zeichen der Bewegung, des Lebens und des Ablaufs der Zeit ist. Aber im Bild ist die Musik auch leblos. Ich bekomme den Eindruck, dass die Zeit und der Raum zusammengewachsen und stehengeblieben sind.

...und nach dem Museumsbesuch: